von
guido mingels im tagesanzeiger
magazin nr. 31:
meine hochzeit mit dem apple macintosh war anno 1993, und ich bin ihr seither immer treu geblieben. ich sage 'hochzeit', weil die beziehung zwischen mensch und mac eine lebenslange, leidenschaftliche, beidseits erfüllende liebe ist. als wir heirateten, war macintosh ein süsser kleiner color classic, sie spielte mit mir schüchterne spiele wie tetris und missile command, doch bald schon wurde sie reifer und schöner, sass als imac kurvenreich und im glänzend blauen kleid auf meinem schreibtisch und begleitete mich später in klassisch-elegantem Weiss als ibook auf allen reisen. sicher, wir hatten of streit, ich schlug sie häufig und gerne, und einmal, als ich sie verdächtigte, ein 30-seiten-manuskript zu sprachtheorie von h. paul grice vernichtet zu haben, schmiss ich sie sogar zu boden. doch sie erholte sich und blieb bei mir. Bald schon schenkte sie mir einen sohn, ipod, dessen talent zu musik mir seither viel freude bereitet. ich gestehe es hier, ich gestehe es jetzt, ich liebe meine macs.
und ich bin nicht allein. die mac-menschen bilden eine minderheit oder elite von 25 millionen - der rest oder rund 95 prozent der welt gehört zu microsoft/windows und dort sind computer nicht mehr als hässliche arbeitsapparate. zweckobjekte. notwenige übel. mac-menschen aber verbindet der sinn für das schöne, wahre, gute. natürlich schätzen sie auch die einfache handhabung ihrer maschinen, die intuitiv erfassbaren arbetisabläufe, die edle einfalt, stille grösse. natürlich iste es angenehm, dass macs so robust sind gegen all die viren, die pc's dauernd befallen. aber daran liegt es nicht. es ist etwas tieferes, etwas instinktartiges in dieser beeziehung. der mac-mensch greift nach dem leuchtenden computer wie das kleinkund nach einer hübschen glasmurmel oder nach der mutterbrust: will haben! gib her! jede neue apple-erfindung löst beim mac-menschen eine eigentümliche sehnsucht, ja ein begehren aus.
das verhältnis von mac und mac-mensch sei 'ähnlich wie sex', sagt der amerikanische journalist und apple-süchtige leander kahney in seinem buch 'the cult of mac'. er beschreibt darin praktiken, die zwiefellos pathologisch sind. die grafikerin anna hat sich das mac-logo, einen angebissenen apfel, auf die pobacke tätowieren lassen. der informatiker peter hat seine haare zu einer x-form frisiert, um apples betriebssystem mac os X zu lobpreisen. tadd und nancy aus florida fahren durch ganz amerika, um dabei zu sein, wenn irgendwo ein neuer mac-store seine pforten öffnet. swerdan, ein kalifornischer grundschullehrer und hobbymusiker nimmt seine songs nicht nur mit einem mac auf, sie handeln auch von macs und tragen titel wie 'startup/hard drive' oder 'poor sad mac, born in a plastic age / a time when the world still thought in beige'. es gibt öffentliche geburtstagspartys bei jubiläen von mac-modellen, es gibt japanische bastelbögen, aus denen man papierene macs falten kann, es gibt leute, die aus alten macs aquarien und aus mac-verpackungen möbel bauen.
mac gut, pc böse. dieser wahrheit folgt auch das product placement in hollywoodfilmen. kahney verweist in seinem werk auf die romantische komödie 'youv'e got mail', in der meg ryan die idealistische besitzerin eines quartierbuchladens und tom hanks den ruchlosen boss eines mega-bookstores spielt. natürlich benutzt ryan einen mac und hanks eine ibm-maschine. denn: mac-user sind die besseren menschen. sehr konsequent umgesetzt, ist dieser grundsatz auch in der erfolgreichen us-krimiserie '24' mit kefer sutehrland, deren reiz wesentlich darin besteht, dass die guten plötzlich zu bösen werden und umgekehrt. Kahney entdeckte jedcoh, dass man sich die aufregung hätte sparen können, wenn man auf die computer geachtet hätte: geheimagend jack bauer, der zwielichtige held der serie, arbeitet immer auf mac, während seine kollegin nina myers, die sich plötzlich als terroristine entpuppt, von anfang an einen pc benutzt.
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